Berlin: Die PDS will mindestens fünf Direktmandate holen

Petra Pau steht auf dem Spitzenplatz der Liste für die Bundestagswahl
•  Neues Deutschland vom 29.4.2002

Von Andreas Fritsche

Angesichts drastischer Sparmaßnahmen des rot-roten Senats weht der Berliner PDS ein heftiger Wind ins Gesicht. Die Sozialisten wollen sich aber nicht abducken, versicherte Landesvorsitzender Stefan Liebich bei einer Wählervertreterversammlung am Sonnabend, auf der die PDS ihre Landesliste für die Bundestagswahlen am 22. September nominierte.

Angeführt wird die Liste von PDS-Bundesvize Petra Pau. „Der Wahlkampf wird hart, und noch ist nichts gewonnen“, erklärte sie und verlangte für Stoiber & Co. die rote Karte. Die PDS sei die einzige Partei, bei der absolut sicher sei, dass sie Stoiber nicht zum Kanzler wählen werde, versicherte Wirtschaftssenator Gregor Gysi. Bundestagsfraktionschef Roland Claus sagte, seine Fraktion sei zwar die kleinste, jedoch die mit dem größten Veränderungswillen.

Die Sozialisten haben sich in der Hauptstadt vorgenommen, fünf plus eins Direktmandate zu gewinnen. Gelänge ihnen das, wäre die Landesliste bedeutungslos. Als sicher gelten allerdings nur die Wahlkreise Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg. Hier treten Petra Pau beziehungsweise die Berliner Abgeordnete Gesine Lötzsch an. Durchaus gute Chancen werden darüber hinaus den PDS-Kandidaten Ernst Welters (Treptow-Köpenick), Sandra Brunner (Pankow) und Bärbel Grygier (Friedrichshain-Kreuzberg) eingeräumt. Grygier war die erste Bezirksbürgermeisterin im gemeinsamen Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Ein Sieg von Liebich in Mitte ist zwar nicht ausgeschlossen, wäre jedoch eine Überraschung. Wahrscheinlich werden maximal fünf Berliner in den Bundestag einziehen können. In den beiden letzten Bundestagen saßen jeweils vier Berliner, die alle ein Direktmandat in ihren Wahlkreisen holten.

Eine kleine Turbulenz gab es bei der Besetzung des Spitzenplatzes auf der Landesliste. Unerwartet meldete der völlig unbekannte Pankower Lothar Schwarz Ansprüche an. Er begründete diesen Schritt mit der Zustimmung der PDS zum Zuwanderungsgesetz. Deswegen hatte Schwarz auch einen Antrag auf Ausschluss des angeblichen Hauptverantwortlichen Gregor Gysi gestellt, der aber zurückgewiesen wurde. In der einzigen Kampfabstimmung um einen der ersten sechs Listenplätze unterlag Schwarz deutlich. Pau siegte mit 83,5 Prozent der Stimmen. Platz zwei nimmt Bärbel Grygier ein (81,5 Prozent). Die parteilose Ex-Bezirksbürgermeisterin kündigte an, der PDS beizutreten, falls sie ihren Wahlkreis gewinne. Platz drei erhielt Gesine Lötzsch (78,7 Prozent), die forderte, dem sowjetischen Stadtkommandanten Nikolai Bersarin die Ehrenbürgerwürde zurückzugeben. Das empfinde doch höchstens die CDU als Zumutung.

Auf den folgenden der insgesamt zwölf Listenplätze: Stefan Liebich (71,9 Prozent), Evrim Baba (71,1 Prozent) und die 26-jährige Sandra Brunner (65,9 Prozent), Ingeborg Simon, Natalie Rottka, Musa Özdemir, Ernst Welters, Giyas Sayan und Robert Scholz. Bis auf Özdemir haben alle auch einen Direktwahlkreis. Ursprünglich hatten sich nur die zwölf Nominierten beworben. Spontan kandidierten noch die jungen Friedrichshainer Arne Brix und Sascha Scheider. Sie wollten damit eine "echte Auswahl" ermöglichen, erklärten die beiden.
 

 

 

29.4.2002
www.petrapau.de

 

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