Weiblich, dynamisch, jung

PDS stellte in Berlin und Brandenburg ihre Landeslisten für Bundestagswahl auf
•  Junge Welt vom 29.4.2002

Frauenquote geht bei der PDS über alles. Dazu kommt noch der Plan der Wahlkampfstrategen, mindestens „3 unter 30“ in den Bundestag zu schicken. Auch am Samstag waren bei der Aufstellung der Landeslisten für die Bundestagswahl in Berlin und Brandenburg bei etlichen Kandidaten, die auf den vorderen Plätzen landeten, die Kriterien Alter und Geschlecht ausschlaggebend.

In Berlin wurde die stellvertretende Parteivorsitzende und Bundestagsabgeordnete Petra Pau erwartungsgemäß auf Listenplatz eins gewählt. Auf den Plätzen zwei bis sieben, die unter Berücksichtigung von zwei Direktmandaten einen Einzug in den Bundestag ermöglichen, folgen die parteilose Exbürgermeisterin des Berliner Bezirks Kreuzberg-Friedrichshain, Bärbel Grygier, die Berliner Landtagsabgeordnete Gesine Lötzsch, die Studentin Sandra Brunner, Evrim Baba und PDS-Landeschef Stefan Liebich, beide ebenfalls Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.

In Potsdam wählten 122 der 136 Delegierten auf einer Landesversammlung der PDS den Potsdamer Bundestagsabgeordneten Rolf Kutzmutz auf den Spitzenplatz der brandenburgischen Kandidatenliste. Auf Platz zwei folgt die stellvertretende PDS-Landesvorsitzende Diana Gnorski, die mit 26 Jahren wie Sandra Brunner in Berlin zu den geförderten Jungpolitikerinnen gehört. Auf die sicheren Listenplätze drei und vier wurden die Bundestagsabgeordneten Maritta Böttcher und Wolfgang Gehrcke gewählt. Eine Hoffnung auf viele Erststimmen und damit Direktmandate verknüpft man offenbar mit der Kandidatur zweier Parteiloser: der von Siegfried Mattner, Vorsitzender eines Agrarunternehmens und Chef des regional bekannten „Oberhavel Bauernmarktes“, und der von Jugendrichter Andreas Müller.

In Berlin dürfte das von Landeschef Liebich erneut ausgegebene Ziel, fünf Direktmandate zu gewinnen, wenig realistisch sein. Lediglich Petra Pau, die im bisherigen Wahlbezirk von Gregor Gysi, Marzahn-Hellersdorf, antritt, hat ein Heimspiel zu erwarten, nachdem Wirtschaftsexpertin Christa Luft und Ex-Gerkschafter Manfred Müller nicht mehr kandidieren. Wirklich gute Chancen hat außer ihr nur Gesine Lötzsch, die in Lichtenberg-Hohenschönhausen antritt. Bärbel Grygier wird es gegen den insbesondere in der Kreuzberger Linken verwurzelten Grünen Hans-Christian Ströbele schwer haben. In Pankow hat die außerhalb der Partei unbekannte Sandra Brunner gegen Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) ebenfalls vergleichsweise schlechte Aussichten.

In Umfragen schwankt die PDS bundesweit derzeit zwischen vier und sechs Prozent. Der Fraktionsstatus für die Partei ist demnach alles andere als gesichert. Nur wenn die PDS bundesweit mindestens drei Direktmandate gewinnt, kann sie bei Unterschreiten der Fünf-Prozent-Hürde wieder in den Bundestag einziehen. Die Beteiligung am Berliner Streichsenat kann hier zu einem echten Hindernis werden.

Auf Bundesebene dient sich die PDS unterdessen weiter der SPD an -trotz deren Absage an eine Kooperation. In der Parteispitze herrsche „intern Einigkeit“ darüber, daß man Bundeskanzler Gerhard Schröder, sollten ihm „vier, fünf oder sechs Stimmen fehlen“, zur Wiederwahl verhelfen will, heißt es in einem Bericht des Spiegel vom Samstag unter Berufung auf einen PDS-Spitzenmann. Weiter könnte man zusagen, mit diesen Stimmen dem Bundeshaushalt zu einer Mehrheit zu verhelfen. Im Gegenzug erwarte die PDS dann das Amt des Ost-Beauftragten ...

ddp/jW
 

 

 

29.4.2002
www.petrapau.de

 

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