So hat das schon mal begonnen
Gedenken an die Fabrikaktion
Berlin, 27. Februar 2019
Rede von Petra Pau
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1. |
Seit Jahren erinnern wir hier an die Fabrikaktion, an mutige Proteste,
die 1943 inhaftierte Juden aus dem unmittelbaren Zugriff der Nazis befreite.
Das muss sein, so wie wir am 9. November an die Reichspogrome in Nazi-Deutschland und am 27. Januar an die Befreiung der Insassen des KZ Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee erinnern.
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2. |
Das ist wichtig und richtig. Gleichwohl finde ich: Wir haben ein Problem, wir haben Probleme. Ich vermute, wir waren fast alle dabei, als es im April vorigen Jahres hieß: Berlin trägt Kippa!
Vor dem jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße gab es eine Kundgebung, als Reaktion auf einen antisemitischen Angriff zuvor.
Der Platz vor der Bühne war prall gefüllt. So schien es.
Gezählt oder geschätzt waren es rund 3 ½ Tausend Berlinerinnen und Berliner, die gegen Antisemitismus protestierten und sich für jüdisches Leben positionierten. Sie kannten sich fast alle.
3 ½ Tausend in einer 3 ½ Millionen Metropole Berlin, das sind gerade mal 0,1 Prozent der Bevölkerung. Eine Zahl, höchst marginal, finde ich.
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3. |
Zugleich kippt die politische Stimmung nach rechts.
Nein, nicht nur am Rand, sondern inmitten der Gesellschaft.
Ich empfehle ihnen: Schauen Sie sich nur einmal die Zusammensetzung der 94-köpfigen AfD-Fraktion im Bundestag an.
19 sind Unternehmer, Manager, Berater oder Ökonomen;
16 sind Juristen, also Anwälte, Verteidiger oder Richter;
14 sind Professoren, Diplomingenieure oder Ingenieure;
11 kommen von der Polizei oder von der Bundeswehr;
9 sind Publizisten, Journalisten oder Kommunikationsberater;
5 weitere geben an, Lehrer oder Ausbilder zu sein,
usw., usf.
Das sind keine Rechtsaußen, die da borniert nationalistisch und unverhüllt rassistisch agieren. Das sind die ach so guten Nachbarn von nebenan.
Sie alle ignorieren übrigens Artikel 1 Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wohl bemerkt: aller Menschen, nicht nur der Schönen und Reichen und nicht nur der Deutschen und Weißen.
Um das zu wissen, bedarf es keiner Ämter für Verfassungsschutz.
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4. |
Zugleich entladen sich antisemitische Einstellungen immer ungehemmter, auch gewalttätig. Das beginnt an Schulen, wo Jude vielfach als Schimpfwort gilt. Das geschieht auf Sportplätzen, das setzt sich im Kiez und in Kneipen fort.
So hat das alles schon einmal begonnen und wir wissen, wo es enden kann.
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5. |
Kurzum: Wir brauchen endlich ein aktives Bündnis aller Demokratinnen und Demokraten, über Parteigrenzen und Religionen hinweg.
Sonst wird auch die Erinnerung an die Fabrikaktion wertlos.
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