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Lassen Sie Fantasie walten und denken wir uns auf den Berliner Fernsehturm beim Alex. Das Café in der Kugel droben dreht sich und ermöglicht so einen Weitblick. Gen West geschaut sehen wir drei markante Plätze. Halbrechts das Parlaments-Viertel nebst Kanzleramt, halblinks den Potsdamer Platz mit seinen neuen Hochbauten, davor, mittenmang, die Spreeinsel mit der offenen Frage, was aus ihr werden soll. Dieser Streit währte lange. Schließlich wurde er im Bundestag entschieden: Der „Palast der Republik“ soll einem Nachbau des Berliner Schlosses weichen. Ich habe das als Abriss-Arroganz bedauert. Aber auch, weil damit zugleich eine inhaltliche Frage altbacken abgehakt wurde.
Vor uns, halbrechts, präsentiert sich die Politik. Halblinks ragen Konzernkratzer gen Himmel. Davor klafft nun ein Loch. Dabei könnte die Spreeinsel positive Spannung in das Dreieck bringen. Als Hort mündiger Bürgerinnen und Bürger, als Agora im modernsten Sinne, als weltoffener Treff im 21. Jahrhundert. Die Hauptstadt bekäme etwas Einmaliges und das neue Deutschland würde sich kreativ von allen Deutschländern zuvor abheben. Kulturen der Welt könnte dort eine neue Heimstatt finden, ebenso Bürgerrechts- und Umweltinitiativen. Friedensbewegte, Frauenrechtler, Globalisierungskritiker, Internetaktivisten, Entwicklungshelfer, sie alle würden kontrovers und gemeinsam Zukunft spinnen und mit uns allen Demokratie inspirieren. Eine kleine Berliner Insel ganz groß!
Diese Idee gab es wirklich. Sie war offen für Besseres. Sie barg sogar ein ehrliches, weil aktives „denk mal an“ die Bürgerrechtsbewegungen aus DDR-Zeiten. Obsiegt hat leider nur Kleinliches und Peinliches: Eine Freiheitsskulptur auf dem vergessenen Sockel einer Kaiser-Huldigung und ein „Humboldt-Forum“ in einem unbezahlten Schloss mit Museum und Bibliothek. Vorerst!
Petra Pau
in: „Humboldt-Forum. Das Projekt / The Project“
Herausgegeben von Thomas Flierl und Hermann Parzinger
6. Juli 2009
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