DIE LINKE muss ihre K-Fragen lösen

Rede auf der Regionalkonferenz der Landesverbände Berlin und Brandenburg in Vorbereitung des Göttinger Parteitages
Berlin, 22. Mai 2012

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1. 

Stefan Heym
 
Gestern wurde ein Fest-Komitee gegründet. Es will den 100. Geburtstag von Stefan Heym vorbereiten. Ich empfehle seine Bücher weiterhin.
Und seine Rede im November 1994 als Alterspräsident im Bundestag. Sie wurde von den herrschenden Politikern mit Eisesmine missachtet.
Mag sein, Stefan Heym fühlte sich dadurch noch geadelt - mit seiner Lebensleistung und als Demokratischer Sozialist.
 
Was aber, wenn er erführe, dass Demokratische Sozialistinnen und Sozialisten in der neuen LINKEN mit Arg und Hohn bedacht werden?
Und was würde der verlässliche Demokrat Stefan Heym denken, wenn er sich die lädierte Demokratie in der neuen LINKEN beschauen müsste?
Er würde sich verzweifelt die Mähne raufen. Ich finde: Das geht so nicht weiter, nicht nur um Stefan Heyms Willen, sondern um unser Willen.

2. 

Linke Ökumene
 
Wir müssen uns endlich als linke Ökumene begreifen, zu der die Protestanten des Forum Demokratischer Sozialismus genauso gehören, wie die Katholiken der Antikapitalistischen Linke.
Ökumene ist schwierig. Ich habe gelernt: Ökumene heißt auch „Versöhnte Verschiedenheit!“ Meine Empfehlung für Göttingen lautet daher:
Wer auch immer kandidiert, wählt diejenigen, die Verschiedenes versöhnen können und wollen. Nur so hat DIE LINKE eine Zukunft!

3. 

Linke Defizite
 
Zum Manko gehört auch, dass wir inhaltlich nicht auf der Höhe der Zeit sind, jedenfalls nicht wahrnehmbar. Und nur das Wahrnehmbare zählt.
Oskar Lafontaine hat am Wochenende gefordert: DIE LINKE müsse eine Internet-Partei werden. Das ist richtig und überfällig.
Dasselbe trifft auf die zweite Revolution zu, die Sozial-Ökologische.
Nur: Diese Zukunftsthemen werden nicht mit uns verbunden.
 
Deshalb erwarte ich vom neuen LINKEN-Vorstand einen klaren Fahrplan, wie wir diese Defizite als Gesamt-Partei zügig abbauen.
Die Expertinnen und Experten sind übrigens unter uns. Sie rackern in Partei-Nischen. Ich finde: Sie gehören in den Vorstand.
 
 
(Die Redezeit wur4de unmittelbar vor der Generaldebatte von fünf auf drei Minuten reduziert. Deshalb entfiel Punkt 4.)
 

4. 

K-Fragen der LINKEN
 
Für DIE LINKE leuchtet Alarmstufe Rot!
Aber es geht nicht nur um die „Sonntagsfrage“.
Uns wird kein Mangel an Lautstärke attestiert. Wohl aber an Kultur und Kompetenz. Das sind unsere K-Fragen. Und nur wir können sie lösen.
Dazu aber brauchen wir Debatten: inhaltliche, strategische, personelle. "Kurs halten!" hingegen sind Stillstands-Appelle.
 
Stefan Heym hatte in seiner Bundestagsrede auch über politische Kultur gesprochen. Wörtlich sagte er: „Toleranz und Achtung gegenüber jedem Einzelnen sowie Widerspruch und Vielfalt der Meinungen sind vonnöten.“ Alles andere ist destruktiv.
Manche beschwören für Göttingen schon ein zweites „Gera“.
Ich will das nicht. Keine Linke und kein Linker sollte das wollen!
 

 

 

22.5.2012
www.petra-pau.de

 

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