Langes Abschiednehmen vom Palast

PDS lud zur Diskussion: Jetzt alles klar am Schloßplatz?
•  Neues Deutschland vom 24.4.2002

Von Bernd Kammer

Es ist noch keine Woche her, dass die Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“ ihre Empfehlungen zum Schloßplatz vorgelegt hat, da ist zumindest schon eine Wirkung ablesbar: Die Debatten zum Platz leben wieder auf. Den Anfang machte am Montagabend die PDS-Bundestagsfraktion, die ins ehemalige Staatsratsgebäude zur Diskussion über das Kommissionsvotum lud.

Darüber, dass mit dem Nutzungskonzept ein „entscheidender Durchbruch“ gelungen sei, wie Kultursenator Thomas Flierl (PDS) einschätzte, waren sich alle auf dem Podium einig. Petra Pau allerdings hielt es für zu eng und vorbestimmt, was logischerweise zu engen und vorbestimmten Architektur-Lösungen führe. Wenn 70 Prozent des Areals den außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und den Beständen der Landesbibliothek reserviert bleiben sollen, sei dies kein offenes, sondern ein geschlossenes Konzept. Es reiche nicht, museale Schätze und gebundene Weisheit zu präsentieren, auf dem Platz sollten »lebendige Akteure eine Heimstatt und Aktionsfläche finden, forderte die PDS-Berlin-Beauftragte. Sie denkt dabei an Nicht-Regierungs-Organisationen wie Greenpeace oder attac. Dadurch wären auch viel mehr Bürger gefragt, an der Zukunft des Areals mitzuwirken.

Auch Flierl kann sich weitere »Präzisierungen« der Nutzungskonzeption vorstellen und wünscht sich ein Stück „Transformation der Öffentlichkeit“ des Palastes der Republik als Teil einer „sinnstiftenden Mitte“. Denn der Bund und die Länder würden Berlin nicht ohne weiteres das Schloss finanzieren, wenn es sich nicht um ein Projekt von nationaler Dimension handelte, das der inneren Einheit und dem globalem Dialog diene.

Nationales Interesse sei es, den Schandfleck in der Mitte Berlins zu beseitigen und etwas Würdiges entstehen zu lassen, konterte der Publizist Friedrich Dieckmann, der in der Kommission gesessen hatte. Einen engen, präzisen Nutzungsvorschlag zu machen, sei nach den Diskussionen der Vergangenheit gerade der Auftrag an die Kommission gewesen. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass der Bund ein Zentrum für Nicht-Regierungs-Organisationen bezahlt, erst recht nicht die Wiederherstellung des Palastes, wie es mancher im Publikum wünschte. Denn alles läuft auf eine Finanzierung durch die Bundesregierung hinaus. Berlin habe dafür jedenfalls kein Geld, so Flierl.

Der Kultursenator rechnet damit, dass sich Senat und Bundesregierung erst nach der Bundestagswahl mit der Vertiefung des Nutzungskonzepts beschäftigen werden. Wie Mittes Baustadträtin Dorothee Dubrau (für Bündnis 90/Grüne) will er den Platz einschließlich Palast bis zur Neubebauung zwischennutzen. Dubrau in der Erwartung, den Bürgern dadurch wieder ein „Bewusstsein für den Ort“ zu geben, und Flierl, ihnen ein „gelassenes Abschiednehmen„ vom Palast zu ermöglichen. Er hält es aber auch für möglich, dessen nutzbare Teile in ein neues Gebäude hinüberzuretten, denn das Schloss „muss nicht die letzte Antwort sein“.
 

 

 

24.4.2002
www.petra-pau.de

 

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