Sehr geehrter Hans-Jürgen Krautmann,
natürlich weiß ich nicht, welche Geschichte und Hintergründe zum roten Ampelmännchen ihnen erzählt wurde. Meine liegt inzwischen 15 Jahre zurück und die geht in Kurzfassung so:
1998 waren Bundestagswahlen. Die PDS hatte damals für den Wahlkreis Berlin Prenzlauer-Berg-Mitte einen Kandidaten aufgestellt, der zurückgezogen werden musste. Ich sprang unplanmäßig ein, um den 1994 von Stefan Heym gewonnen Wahlkreis nicht verloren zu geben.
Es war ein spannender und medienträchtiger Wahlkreis. Die Direktkandidaten hießen Birthler (Bündnis 90/Die Grünen), Maatz (FDP), Nooke (CDU), Thierse (SPD) und ich.
Wie jeder andere Wahlkampfstab analysierten auch wir, wer mit welchen Themen und wie oft in den Medien vorkam. Und wir stellten fest: Wolfgang Thierse war omnipräsent, ich kam nur selten vor.
Da kam uns die Idee mit dem roten Ampelmännchen das läuft. Der Szene-Laden Mondos Art hatte sie im Angebot. Der Schöpfer des DDR-Ampelmännchens wohnte in Pankow. Wir holten uns sein okay.
Dann luden wir zur Pressekonferenz ins Karl-Liebknecht-Haus mit Lothar Bisky und Petra Pau. Und siehe da: fast alle Medien kamen. Wir stellten das Ampel-Männchen mit einer eigenen Philosophie vor.
Ein Roter, der nicht Stillstand gebietet, sondern sich bewegt und bewegen will. Er geht nach links oder geografisch gesehen gen West und so weiter. So wurde das rote Ampelmännchen zu meinem Markenzeichen.
Wir hatten im Wahlkampf seither immer zwei Dutzend Abzeichen in der Tasche und fanden viele Abnehmer. Und wer ein solches Abzeichen trug und auf seinesgleichen stieß, wusste Bescheid: Aha, Petra Pau!
Auch unerwartete Gespräche ergaben sich. Was haben sie da für ein Ampelmännchen? Da stimmt doch irgendwas nicht? Es gab auch Empörung: Wollt ihr Linken die Rentner bei Rot über die Straße jagen?
Das rote Ampelmännchen war 1998 bestimmt nicht entscheidend dafür, dass ich damals überraschend den Wahlkreis gewann. Aber es blieb und ist mein treuer Begleiter und nicht nur meiner.
PS:
Das Geschäft Mondos Art gibt es nicht mehr. Einige Abzeichen habe ich noch. Ich vermute, in der Landesgeschäftsstelle der Berliner LINKEN gibt es auch noch Reserven.
Mit solidarischen Grüßen
Petra Pau
Berlin, 1. März 2013
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