Antisemitismus-Streit

Sehr geehrte Frau Pau,

ich bin der Partei „Die LINKE“ immer eng verbunden, einerseits, weil sie einen Hoffnungsschimmer darstellt zum Kartell der neoliberalen Parteien und ein Projekt, das es in Österreich bislang nicht gibt aber geben müsste, andererseits auch, weil mein Freund deutscher Staatsbürger ist und die Linke gewählt hat.

Der Antisemitismusstreit ist allerdings eine mittlere Katastrophe. Weniger die Tatsache, dass es ihn gibt, sondern wie er geführt wird.

Gaza-Flottille hin oder her, Boykotte von Waren, die aus besetzten Gebieten stammen, da mag man unterschiedlicher Meinung sein. Und das ist auch in Ordnung. Ehrlich gesagt bin ich da auch skeptisch.

Was aber auf die Reaktion auf diese ominöse „Studie“ folgt, ist eine Kampagne gegen die Linke nach der anderen. Weil Politiker der Linken signalisiert haben, dass diese "Studie" recht habe, wird die Linke jetzt getrieben.

Glauben Sie allen Ernstes, dass diese Anfeindungen dann aufhören, wenn einige aus Ihrer Partei diesen auch noch eine gewisse „Richtigkeit“ attestieren?

Sie könnten der ganzen Debatte die Spitze nehmen, indem sie erklären, dass Sie sich dagegen verwehren, dass Ihre ParteikollegInnen zum „Abschuss“ freigegeben werden, auch dann, wenn Sie die Gaza-Flottille nicht unterstützen.

Das könnte helfen, eine konstruktive Debatte zu diesen Problemen zu führen und auch die Scheuklappen auf der anderen Seite zu lüften.

Mit freundlichen Grüßen aus dem fernen Innsbruck, wo demnächst ein Seminar der Rosa-Luxemburg-Stiftung stattfinden wird.

Roland Steixner
Österreich
22. Juni 2011

Sehr geehrter Roland Steixner,

Ihre Sorgen teile ich. Der so genannte Antisemitismus-Streit in der LINKEN und über DIE LINKE verläuft katastrophal. Gleichwohl sehe ich die Gemengelage etwas komplexer und komplizierter, als von Ihnen erhofft.

Dazu habe ich, wie gelegentlich, eine „Aktuelle Notiz“ geschrieben. Sie finden sie unter
http://www.petrapau.de/17_bundestag/dok/110611_an_antisemitismus-beschluss.htm.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Pau
Berlin, 4. Juli 2011

 

 

4.7.2011
www.petra-pau.de

 

Seitenanfang

 

 

 

Treffpunkt

 

Startseite