Sehr geehrter Gerhard von Schnehen,
wir haben keine Differenz, auch nicht in der Fraktion DIE LINKE, dass die israelische Blockade des Gaza-Streifens unverzüglich beendet werden muss, weil sie unmenschlich und völkerrechtswidrig ist. Es gibt auch keinen Dissens, übrigens neuerdings im gesamten Bundestag nicht, dass die umstrittenen Vorfälle rund um die Schiffsaktion Free Gaza durch eine unabhängige, internationale Kommission untersucht werden soll. Ebenso unumstritten ist, dass z. B. die durch Israel praktizierte Siedlungspolitik ein zunehmendes Hindernis für die ausstehende friedliche Lösung des anhaltenden Nah-Ost-Konflikts ist.
Um all das gibt es keinen linken Streit!
Der aktuelle innerparteiliche Konflikt, den übrigens nicht ich in die Medien gebracht habe, ist ein anderer. Nämlich: War die Free-Gaza-Aktion sinnvoll und geeignet, den Nah-Ost-Konflikt zu entkrampfen und damit den Palästinensern zu helfen, übrigens auch allen auf Lösungen und zum Frieden drängenden Bürgerinnen und Bürgern in Israel? Und da habe ich eine andere Einschätzung, als meine zwei Fraktions-Kolleginnen, die dabei waren.
Sie kritisieren die Politik Israels. Das tue ich auch. Aber mit keinem Deut darf dadurch das Agieren der Hamas beschönigt werden.
Als Antwort auf Ihre Frage, was ich unter Antisemitismus verstehe, empfehle ich Ihnen diesen Link: www.petrapau.de/16_bundestag/dok/090617_antisemitismus-konferenz_schwarzkopf.htm.
Abschließend deuten Sie an, dass pro-zionistischen Positionen für Sie mit Linkssein unvereinbar seien. Hier erschließt sich mir allerdings nicht, was Sie konkret damit meinen. Sollten Sie allerdings der Ansicht sein, dass Linke das Existenzrecht Israels in Frage stellen sollten, dann haben wir in der Tat eine klare politische Differenz.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Pau
z. Zt. im Allgäu, 18. Juli 2010
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