Sehr geehrter Gert Breuer,
als Berlinerin habe ich Sympathie für die literarische Figur des Hauptmanns von Köpenick. Er war Opfer eines Systems und hat das System der Lächerlichkeit preisgegeben. Dasselbe kann man über Herrn von Guttenberg sicher nicht sagen.
Einige der Enthüllungen über den neuen Wirtschaftsminister habe ich auch wahrgenommen. Sie stimmen oder nicht. In die Kompetenz des Bundestags-Präsidiums fallen sie allerdings nicht. Ich finde, sie sind auch nebensächlich.
Viel entscheidender ist für mich: Wie agiert der CSU-Minister angesichts der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise? Eine kapitale Krise, die seine eigene Partei eifrig mit befördert hat! Und da sehe ich schwarz, was schlimmer ist.
Bei seinem Amtsantritt hatte von Guttenberg einen fast richtigen Satz gesagt: Kein Wirtschafts-Lehrbuch gilt mehr! Das war eine kluge Schrecksekunde. Inzwischen vertritt er die Bundesregierung und die hat nichts dazu gelernt.
Sie fährt fort, den gesellschaftlichen Reichtum von Unten nach Oben zu verteilen. Das aber ist ein Teil des Desasters. Und sie ist noch immer nicht bereit, die Finanz-Eskapaden radikal zu beschränken. Das ist Teil zwei.
Stattdessen werden milliardeschwere Schirme gespannt, die letztlich alle bezahlen müssen. Fast alle! Die Gewinner des Casino-Kapitalismus kaum, die Verlierer allemal. Das ist eine politische System-Frage, die steht und drängt.
Vor diesem Hintergrund ist es mir Wurscht, wie der Berliner sagt, ob von Guttenberg vordem was Großes oder ein Kleiner war. Gefragt ist ein radikaler Politikwechsel. Und den will bislang glaubwürdig (leider) nur DIE LINKE.
Mit solidarischen Grüßen
Petra Pau
z. Zt. Schweiz, 30. März 2009
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