Sehr geehrter Rüdiger Tinius,
die SED hatte rund 3 Millionen Mitglieder. In Wendezeiten sank die Zahl auf ca. 700.000 Mitglieder. Die PDS verlor noch mal drastisch ehemalige SED-Mitglieder, auch je mehr sie sich zu einer modernen sozialistischen Partei entwickelte. 1992 hatte die PDS wohl noch ca. 100.000 Mitglieder, das Gros war vordem in der SED, hinzu kamen neue Mitglieder in Ost und West.
Ihre Erfahrung, dass manche, die zuvor stramm agitiert hatten, plötzlich gewendet daher kamen, kann ich aus eigenem Erleben bestätigen. Auch ich traue ihnen nicht über den Weg, denn sie haben ihr erstes Leben entweder nicht gelebt oder wohlfeil vermarktet. Sie haben sich zudem einer schmerzlichen Geschichts-Debatte entzogen.
Was viele nicht wissen oder verdrängen: Beim Zusammenbruch der DDR hatten sich die CDU und die FDP jeweils zwei Ostparteien einverleibt, völlig unkritisch, nebst Parteivermögen. Die CDU (West) übernahm die Ost-CDU und die Bauernpartei. Die FDP (West) stärkte sich durch die NDPD und die LDPD.
Das illustriert die Unredlichkeit ihrer Attacken gegen DIE LINKE.
Trotzdem bitte ich Sie zu bedenken: Die Union und die SPD, übrigens auch die Grünen, sind aktuell unter politischem Druck. Sie haben die Agenda 2010 und Hartz IV zu verantworten, und damit die zunehmende Armut und Ungerechtigkeit im neuen Deutschland. Hinzu kommen die deutschen Kriegsbeteiligungen in aller Welt.
Das sind die aktuellen Auseinandersetzungen. Ich empfehle daher jede Geschichts-Keule gegen DIE LINKE dahingehend zu prüfen, ob sie nicht eigentlich ein parteipolitisches Ablenkungs-Manöver von den aktuellen Problemen ist. Auf diesen Ersatzschauplatz sollte sich DIE LINKE weder begeben, noch verweisen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Pau
Berlin, 15. September 2008
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