Linke und Freiheit
frage: Hallo Frau Pau,
Spätestens seit Marx ist klar, dass die Produktivität und das Ergebnis einer Volkswirtschaft entscheidend sind für das Fortbestehen einer Gesellschaft. Trotzdem wurde in der DDR, bei Strafe des erfolgten Unterganges, das Individuum mit seinen Interessen als Triebkraft der wirtschaftlichen Entwicklung unterdrückt und einer kontraproduktiven Gleichmacherei unterworfen, bis keiner mehr richtig Lust hatte, mehr zu tun als der Nachbar.
Die Befürchtung Vieler ist, trotz aller Anerkennung der Ziele Ihrer Partei,
dass es mit der Übernahme der Macht durch die Linke zu einem wirtschaftlichen Rückschritt kommt, einschl. Umweltvernichtung a la DDR.
Viele Menschen befürchten einfach, dass erneut durch "Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit" jede Freiheit, auch wirtschaftliche, unterdrückt wird (obwohl ich zu einer linken Politik kaum noch eine Alternative sehe).
Matthias Muntschik
Sachsen,
25. Mai 2008
|
Sehr geehrter Matthias Muntschick,
so richtig erschließt sich mir nicht, was Sie mich fragen wollten. Ich will dennoch einige Antworten versuchen.
1. |
Natürlich hat die Produktivität etwas mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu tun. Aber Produktivität allein ist kein Garant dafür, dass die gesellschaftliche Entwicklung menschlich verläuft. Anderenfalls würde es angesichts der Produktivitäts-Schübe allein der zurückliegenden 100 Jahre keine zunehmende Armut und Verelendung in der Welt geben. Auch das lehrte bereits Marx.
|
2. |
DIE LINKE will nicht zurück zur DDR. Sie will aber auch nicht nach vorn in den entfesselten Turbo-Kapitalismus. Die erste Version ist eine unterstellte Fiktion, die zweite Variante ist eine reale Gefahr. Und auch das hatte Marx wohl richtig erkannt. Das Kapital dringt bis in den letzten Winkel der Welt und unterwirft alle Verhältnisse seiner Herrschaft. Genau das will DIE LINKE nicht.
|
3. |
Sie meinen, viele Menschen befürchten, dass DIE LINKE Freiheiten unterdrücken will. Das will ich nicht und das will DIE LINKE nicht. Lesen Sie z. B. die Beschlüsse des jüngsten Bundesparteitages in Cottbus. Ich erlebe viel mehr etwas anderes. Nämlich, dass immer mehr Menschen darauf setzen, dass DIE LINKE soziale und Freiheitsrechte ernster nimmt, als andere Parteien.
|
Mit solidarischen Grüßen
Petra Pau
30. Mai 2008
|