Sehr geehrter Rüdiger Tinius,
die so genannte Politik steckt in der Tat in einer tiefen Glaubwürdigkeitskrise. Sie ist unübersehbar und sie erhält immer neue Nahrung. Das kann weiter gehende Folgen haben, die nicht gut sind. Ich habe über meine Gedanken dazu auf den 10. Hannah-Arendt-Tagen gesprochen. Sie können das auf meiner Webseite nachlesen, siehe
http://www.petrapau.de/person/lesbar/071013_10-hannah-arendt-tage.htm.
Nun noch zwei Anmerkungen:
Häufig erlebe ich, dass Bürgerinnen und Bürger mir schreiben, weil sie mit Diesem und Jenem nicht einverstanden sind: mit Hartz IV, mit der sogenannten Gesundheitsreform oder mit der Rentenpolitik usw.. Wenn ich dann zurück frage, was haben denn die MdBs der anderen Parteien geantwortet, dann bekomme ich meist folgende Antwort: Den habe ich gar nicht erst geschrieben. Die antworten ja sowieso nicht. Und genau das halte ich für grundfalsch. Bei mir und bei der Linkspartei rennt man mit all diesen Problemen offene Scheunentore ein. Solange aber die Abgeordneten der verantwortlichen Parteien nicht mehr und mehr spüren, dass ihre unsoziale Politik missbilligt wird, so lange fühlen diese sich auch noch in ihrem Tun bestärkt.
Den klassischen Beleg dafür erleben wir gerade in einigen westdeutschen Ländern. In Hessen hat die SPD einen Wahlkampf mit vorwiegend linken Themen geführt. Das hätte sie nie getan, wenn es DIE LINKE nicht gäbe. Die Bürgerinnen und Bürger haben also sehr wohl Möglichkeiten, den Abbau des Sozialstaates zu stoppen. Und das derzeitige Tohuwabohu in der SPD und der Rückfall der Union in eine plumpe Kalte-Kriegs-Rhetorik sind letztlich nur weitere Belege für meine These: DIE LINKE wirkt.
Ansonsten ist Hartz IV kein Grund, nicht Mitglied der Linkspartei zu werden. Wir haben viele solche Mitglieder und so viel ich weiß, ist DIE LINKE die einzige Fraktion mit einer Bundestags-Abgeordneten, die vordem selbst von Hartz IV unmittelbar betroffen war.
Mit solidarischen Grüßen
Petra Pau
7. April 2008
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