Sehr geehrter Reiner Tietz,
ich finde es schon erstaunlich, womit sich so manche meiner Web-Besucher, auch Du, am ersten Weihnachtsfeiertag beschäftigt haben.
Aber nun zum Kern Deiner Frage. Ich halte Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus für eine der größten Gefahren für eine demokratische, tolerante und menschenwürdige Gesellschaft. Dass diese Gefahr real und tödlich ist, zeigt gerade die deutsche Geschichte. Deshalb beteilige ich mich auch nicht an Wettbewerben, wer die beste antifaschistische Partei ist. Das Problem ist ein Gesellschaftliches. Und allen, die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus engagieren, bin ich gern eine Partnerin.
Das schließt nie aus, dass wir in anderen Fragen Differenzen haben oder politisch konträr sind. Natürlich habe ich eine Meinung zum Nah-Ost-Konflikt. Und natürlich kritisiere ich die staatliche Annektions-Politik Israels. Ich kritisiere aber auch militante palästinensische Organisationen, die Zivilisten, auch Kinder, in Israel zerbomben. Das alles schafft keinen Frieden, das nährt neuen Hass. Ein Welt-Konflikt mit vielen Facetten und noch mehr Leid.
Beim Rassismus oder beim Antisemitismus geht es aber um etwas anderes. Eben nicht darum, ob man die Politik des einen Staates oder der anderen Seite gut findet oder ablehnt und deswegen dagegen Widerstand leistet oder dafür solidarisch ist. Es geht viel mehr darum, dass Menschen das pure Menschsein abgesprochen wird, nur weil sie irgendwie anders scheinen.
Es gibt keinen schlimmeren Beleg dafür, als die Geschichte der Jüdinnen und Juden und den Holocaust. Und es gibt hinreichende Belege dafür, dass der Antisemitismus gefährlich zunimmt. Auch darüber habe ich mit Vertretern des American Jewish Comitee gesprochen. Ich empfehle Dir: Tu es ebenfalls.
Mit solidarischen Grüßen
Petra Pau
10. Januar 2008
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