Kinder und Familie

frage: Wir sind eine kleine Familie mit 3 Kindern, davon sind 2 noch bei uns. Ob Sozialverbände, Gewerkschaften, Parteien, alle reden nur davon die wahrlich nicht gerade schönen Lebensverhältnisse zu verbessern. Meine Frau hat einen 100,- Euro-Job. Ich gehe in Schichten bis zu 6 Tage die Woche in einer Gießerei arbeiten (Leiharbeiter 50 Jahre alt) mit einen Tarifvertrag. Aber bin auf ALG II-Leistungen angewiesen, um meine Kinder und uns durch zu bringen.

Obwohl es einen Rechtsanspruch auf ALG-II-Leistungen gibt, ist man zum Bittsteller geworden, und muss noch hart um diese Leistungen kämpfen. Mit den Mindestlohnforderungen ist es nicht getan. Ich hoffe, Ihr bleibt dran.

Einige führen gern das Wort von der Kinderarmut im Munde, nee, wir, die Eltern haben keine Möglichkeiten und keine Lobby, die unsere Interessen vertritt.

Und der so genannte Facharbeitermangel in Deutschland ist nur dummes Gerede. Ich habe einen Facharbeiterabschluss, sowie einen Meisterbrief in der Tasche. Aber ich habe einen großen Fehler. Ich möchte für meine Arbeit bezahlt werden, so dass ich Kinder und Frau ernähren kann. Kinder und Familien sind Zukunft. Versucht uns, bei der Gestaltung unserer Zukunft zu helfen.

Mit freundlichen Grüssen,
Uwe Tammoscheit
Sachsen
4. August 2007

Sehr geehrter Herr Tammoscheit,

Sie haben mir kurz Ihre Situation geschildert. Ich kenne das aus zahlreichen Gesprächen in meinem Wahlkreis und wenn ich bundesweit unterwegs bin. Das macht es für Sie und Ihre Familie natürlich nicht besser. Aber Sie könne sicher sein: Ich werde weiterhin gegen eine Politik sein, die unmäßigen Reichtum mehrt und zugleich unsägliche Armut schafft.

Unsere Forderungen nach einem gesetzlichen Mindestlohn sind Teil einer umfassenden Alternative zu Hartz IV. „Von Arbeit muss man Leben können“, das ist unser Grundsatz. Ein gesetzlicher Mindestlohn reicht natürlich nicht, um „Hartz IV“ umzukehren. Aber er würde auch Ihnen helfen.

Natürlich haben Sie Recht: Sie sind gut qualifiziert und deshalb muss Ihnen alles Gerede von einem vermeintlichen Facharbeitermangel wie ein Hohn vorkommen. Massenhaft wird mit Menschen und ihren Schicksalen gespielt, so als seien sie dumme Marionetten oder erbärmliche Kreaturen.

Zugleich gibt es immer mehr Jugendliche, die nicht einmal eine Chance auf einen Ausbildungsplatz haben. Sie kommen kaum von der Schule und schon wird ihnen ein Stempel fürs Leben verpasst. Er verheißt: „berflüssig!“ Ein schlechteres Urteil kann sich eine Gesellschaft kaum ausstellen.

Abschließend habe ich dennoch eine Bitte. Begeben Sie sich nicht auf das Glatt-Eis: Kinder-Armut kontra Alters-Armut. Es gibt Beides und beide nehmen zu. Zugleich wird versucht, Junge gegen Alte in Stellung zu bringen und umgekehrt. Das ist ein fieses, aber zugleich durchschaubares Manöver.

Mit solidarischen Grüßen

Petra Pau
Allgäu, 6. August 2007

 

 

6.8.2007
www.petra-pau.de

 

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