Sehr geehrter Herr Tammoscheit,
Sie haben mir kurz Ihre Situation geschildert. Ich kenne das aus zahlreichen Gesprächen in meinem Wahlkreis und wenn ich bundesweit unterwegs bin. Das macht es für Sie und Ihre Familie natürlich nicht besser. Aber Sie könne sicher sein: Ich werde weiterhin gegen eine Politik sein, die unmäßigen Reichtum mehrt und zugleich unsägliche Armut schafft.
Unsere Forderungen nach einem gesetzlichen Mindestlohn sind Teil einer umfassenden Alternative zu Hartz IV. Von Arbeit muss man Leben können, das ist unser Grundsatz. Ein gesetzlicher Mindestlohn reicht natürlich nicht, um Hartz IV umzukehren. Aber er würde auch Ihnen helfen.
Natürlich haben Sie Recht: Sie sind gut qualifiziert und deshalb muss Ihnen alles Gerede von einem vermeintlichen Facharbeitermangel wie ein Hohn vorkommen. Massenhaft wird mit Menschen und ihren Schicksalen gespielt, so als seien sie dumme Marionetten oder erbärmliche Kreaturen.
Zugleich gibt es immer mehr Jugendliche, die nicht einmal eine Chance auf einen Ausbildungsplatz haben. Sie kommen kaum von der Schule und schon wird ihnen ein Stempel fürs Leben verpasst. Er verheißt: berflüssig! Ein schlechteres Urteil kann sich eine Gesellschaft kaum ausstellen.
Abschließend habe ich dennoch eine Bitte. Begeben Sie sich nicht auf das Glatt-Eis: Kinder-Armut kontra Alters-Armut. Es gibt Beides und beide nehmen zu. Zugleich wird versucht, Junge gegen Alte in Stellung zu bringen und umgekehrt. Das ist ein fieses, aber zugleich durchschaubares Manöver.
Mit solidarischen Grüßen
Petra Pau
Allgäu, 6. August 2007
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