Sehr geehrter Bernd Zimmermann,
so einfach macht es uns die Bundesregierung nicht, wenn wir Licht ins
Dunkel bringen wollen. Ihr Grundkonstrukt ist: Zuständig für die
Sicherheit rund um Heiligendamm war das Land Mecklenburg-Vorpommern. Das
stimmt. Die Bundesregierung hat lediglich im Zuge der Amtshilfe z. B.
Bundeswehr-Kräfte zur Verfügung gestellt. Das kann stimmen, muss aber
nicht.
Da die Einsatzhoheit beim Land und nicht beim Bund lag und da die
Bundesregierung sich grundsätzlich nicht in Ländersachen einmische,
deshalb werde sie auch nicht kommentieren, ob das Land
Mecklenburg-Vorpommern alles richtig gemacht habe oder nicht So lautet
in Kurzfassung die offizielle Argumentationslinie der Bundesregierung im
Bundestag.
Im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern wird parallel versucht, die
Ereignisse rund um den G8-Gipfel aufzuklären. Wir stehen mit der
Linksfraktion in Schwerin ständig in Kontakt und tauschen natürlich
wechselseitig unsere Erkenntnisse, Beobachtungen und Vorhaben aus. Aber
wir werden die Bundesregierung auch nicht einfach aus der Verantwortung
entlassen. Die beruft sich auf Artikel 35 Grundgesetz. Dort steht, dass
der Bund, z. B. mit Bundeswehreinheiten, den Ländern zu Hilfe kommen darf.
Und wann darf er das? Bei Naturkatastrophen oder bei einem besonders
schweren Unglücksfall. Sagen wir mal so: Der Bundesinnenminister und der
Bundesverteidigungsminister haben ihre Bundeskanzlerin offenbar zutiefst
missverstanden. Angela Merkel hat den G8-Gipfel immer als Glücksfall
bezeichnet. Schäuble und Jung haben ihn indes offenbar als
Naturkatastrophe oder als großes Unglück betrachtet. So heiter kann es
in einer großen Koalition zu gehen.
Leider ist es kein Spaß, sondern ernst. Die Fraktion DIE LINKE hatte
nach dem Gipfel zu einer Anhörung in den Bundestag geladen.
Demo-Teilnehmer, Anwälte, Journalisten und andere hegten nahezu
übereinstimmend den Verdacht: Die Bundeswehr wurde auch deswegen so
massiv eingesetzt, um einen Gewöhnungseffekt für kommende Einsätze im
Innern zu schaffen.
Petra Pau
Allgäu, 23. Juli 2007
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