Sehr geehrte Ursula Pidun,
ich kann es ihnen nicht erklären und ich werde mich hüten, es zu versuchen. Die Berufspolitiker haben eine eigene Sprache und ein eigenes Vokabular entwickelt. Sie glauben damit besonders populär zu sein. Sie sind damit zumeist nur sprachlich besonders daneben.
Beispiele gefällig? Wir müssen Reformen auf den Weg bringen. Ich frage, was sollen die da? Wir müssen Geld in die Hand nehmen. Ich grüble, wer macht das heute noch, jedenfalls wenn es um Großes geht? Sie sind gesprungen wie ein Tiger und als Bettvorleger gelandet. Ich sage dazu in der Jugend-SMS-Sprache: Gähn!
Es gibt Begriffe, die werden alltäglich gebraucht und sie sind dennoch problembehaftet. Zum Beispiel: Sozial Schwache. Gemeint sind Menschen, die finanziell benachteiligt sind. Aber sind sie deshalb automatisch sozial schwach? Diese Deutung würde im Umkehrschluss heißen: Wer ein prall gefülltes Konto hat, ist sozial stark. Nix da, was sich leicht beweisen lässt, wenn man sozial mit gesellschaftlich übersetzt.
Gregor Gysi ist mit 1,63 m Höhe vergleichsweise kurz. Aber er ist sicher nicht gemeint, wenn vom kleinen Mann die Rede ist, weder hier und heute, noch in Raum und Zeit, weder fußläufig, noch zeitnah.
Ich mühe mich, solche Floskeln zu meiden. Ich verspreche aber auch: Ich werde es nicht immer schaffen.
Mit solidarischen Grüßen
Petra Pau
2. September 2005
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