Sehr geehrter Winfried Weber,
Post aus Tunis bekomme ich nicht jeden Tag, Dankeschön. Ihre Kritik über mangelnde Web-Angebote habe ich an das zentrale Wahlkampfbüro der Linkspartei.PDS weitergeleitet. Ob es schnell gelöst werden kann, weiß ich nicht. Denn auf den Listen zur Bundestagswahl gibt es viele Kandidatinnen und Kandidaten, die bislang keine eigene Web-Seite haben. Das lässt sich nicht über Nacht lösen. Aber ihr Anspruch ist natürlich berechtigt.
Nun zur Berufsausbildung. Aktuell fehlen in Deutschland ca. 170.000 Lehrstellen. Das ist die offizielle Zahl. Tatsächlich fehlen mehr, denn viele Jugendliche wurde in den zurückliegenden Jahren in Warteschleifen oder Ersatzmaßnahmen abgeschoben. Das Problem ist also größer, als amtlich zugegeben wird, und es ist natürlich schlimm für alle, denen bereits in jungen Jahren vermittelt wird: Wir brauchen euch nicht.
Die Linkspartei.PDS fordert eine Ausbildungsumlage. Ich habe das mehrfach im Bundestag vertreten. Das Prinzip ist übersichtlich: Wer ausbilden könnte, es aber nicht tut, soll einen Solidarbeitrag an jene zahlen, die ausbilden, obwohl es ihnen schwer fällt. Faktisch hieße das, dass große Unternehmen an kleine und mittelständige Betriebe zahlen. Denn es sind vor allem die Großen, die sich aus der Ausbildung zurückziehen, und es sind die bodenständigen, die sich um Lehrstellen mühen.
Dieser Trend ist hält seit Jahren an. Er hat also nichts mit der aktuellen Konjunktur zu tun. 2004 hatte Rot-Grün im Bundestag ein Gesetz für eine Ausbildungsumlage eingebracht. Das habe ich begrüßt. Doch dann hat die SPD es wieder zurückgezogen, zugunsten eines Ausbildungspaktes mit den Wirtschaftsverbänden. Das Resultat ist bekannt: Das Lehrstellenproblem wurde nicht gelöst. Es wurde verschärft.
Zur Entwicklungszusammenarbeit empfehle ich Ihnen: Wenden Sie sich an unsere Internationale Abteilung. Natürlich habe ich als MdB der Linkspartei.PDS auch damit zu tun. Aber ich bin keine Expertin, die sich explizit damit beschäftigt.
Mit solidarischen Grüßen
Petra Pau
13. August 2005
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