Bleibe-Test - Antworten

Liebe Frage-Freundinnen und Antwort-Freunde

Sie können bleiben. Denn natürlich gibt es kein Amt für Bleiberecht. Noch nicht. Ich wollte mich lediglich - pünktlich zum 1. April - an dem auswuchernden Unsinn beteiligen, mit denen Migrantinnen und Migranten hierzulande auf ihr Deutschtum getestet werden sollen.

Dabei bediene ich mich derselben Methode, wie es die Innenbehörden in BaWü und Hessen ernsthaft tun. Ich habe Richtiges mit Belanglosem gemixt, Fallen gestellt und Fragen angeboten, die man - je nach politischem Standpunkt - so oder so beantworten kann. Ein Gesinnungstest also, der gemäß Artikel 3 und 4 Grundgesetz eigentlich verboten sein müsste, allemal von Amts wegen.

Und nun meine Antworten und Anmerkungen:

1. 

Was meinte Gotthold Ephraim Lessing zur deutschen Leitkultur?
 
Lessing hat sich in „Nathan der Weise“ mit seiner berühmten „Ringparabel“ gegen jedwede religiöse und kulturelle Überheblichkeit gewandt. Übrigens: Lessing war Deutscher, Sachse!

2. 

Nennen Sie drei Bundesländer mit direkter Demokratie!
 
Inzwischen gibt es in allen Bundesländern direkte Demokratie, also Bürgerbegehren und -entscheide. Allerdings zumeist mit so hohen Hürden, dass direkte Demokratie eher verhindert statt ermöglicht wird.

3. 

Wer oder was ist die Domowina?
 
Die Domowina hat nicht mit einer Domina gemein. Sie ist die Dachorganisation der Sorbinnen und Sorben. Die wiederum sind ein slawisches Volk in Deutschland, mit einer interessanten Kultur.

4. 

Wie viele Deutsche kicken im 25er Kader vom 1. FC Bayern München?
 
Nach Angaben des Clubs sind es elf. Die Mehrheit der Kicker beim Deutschen Vielfach-Meister sind also keine Deutschen.

5. 

Wann wurden die Ost-Gehälter dem West-Niveau angeglichen?
 
In den neuen Bundesländern gelten es nach wie vor längere Arbeitszeiten bei geringeren Löhnen. Allein das Land Berlin hat in den 90er Jahren eine Teilangleichung vorgenommen und wurde für diesen Alleingang bestraft.

6. 

In welchem Bundesland heißen zwei Orte „Luther-Stadt“?
 
Der eine Ort ist Lutherstadt Eisleben. Dort wurde Martin Luther geboren und dort starb er auch. Der zweite Ort ist Lutherstadt Wittenberg. Dort begann er sein Reformationswerk. Beide Städte liegen in Sachsen-Anhalt.

7. 

Nennen sie fünf unverzichtbare deutsche Geheimdienste!
 
Vorsicht, politische Fangfrage: Die einen fangen zu zählen an: Verfassungsschutz, BND, Militärischer Abschirmdienst, usw. Die anderen sagen: „Hoppla! Was heißt hier unverzichtbar?!“

8. 

Wer schrieb Goethes Faust?
 
Es war natürlich nicht Friedrich Schiller, wie manchmal überschnell geantwortet wird, sondern der Großmeister und Regierungsrat selbst, also Johann Wolfgang von Goethe.

9. 

Was besagt Artikel 14 Grund-Gesetz?
 
Artikel 14 befasst sich mit Eigentum, Erbrecht und Enteignungen. Im Artikel 2 steht der gern vergessene Satz: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

10. 

Welche oder welcher Hugenotten-Ahne herrscht im Kanzleramt?
 
Der Chef des Bundeskanzleramtes heißt derzeit Thomas de Maiziere (CDU). Allerdings ist er kein Ahne, sondern ein Nachfahre der seinerzeit in Frankreich verfolgten und in deutschen Landen begrüßten Hugenotten.

11. 

Wen oder was manifestiert die Berliner Siegessäule?
 
Die Siegessäule, im Volksmund auch Gold-Else genannt, manifestiert den Sieg des deutschen Kaiserreiches gegen die Republik Frankreich 1871. Sie glorifiziert also den Krieg und seine vermeintlichen Helden.

12. 

Was unterscheidet Pampelmusen und Grapefruit?
 
Scherz: Denn beide bezeichnen dieselbe Frucht. Die Namen sind bestenfalls regional unterschiedlich verankert, ebenso wie das „Wessi“ häufiger von „Orangen“ spricht, wenn das „Ossi“ „Apfelsinen“ meint.

13. 

Wie schreibt man neudeutsch korrekt:
„Ich mag Negerküsse“ oder „ich mag Neger küssen“?

 
Typische Fangfrage. Es geht nämlich nicht um die korrekte Schreibweise, nach welcher Rechtsschreibreform auch immer. Es geht um die unkorrekte, weil diffamierende Bezeichnung „Neger“.
 

Ich hoffe, Sie hatten dennoch etwas Spaß,
Petra Pau
 

Berlin, den 8. April 2006

 

 

8.4.2006
www.petra-pau.de

 

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