Eine Rechnung mit dem Krieg

In Neuruppin findet heute, 12. 07. 2003, eine Protestkundgebung gegen die Inbetriebnahme des Bombenabwurfplatzes in der Prignitz-Ruppiner Heide statt. Zu den RednerInnen gehört Petra Pau (PDS im Bundestag.
Nachfolgend Auszüge aus der Rede.

1. Erna

Nicht weit von hier ist der Tierpark „Kunsterspring“. Dort lebt „Erna“, ein ungarisches Wollschwein. „Erna“ hatte jüngst Nachwuchs, kleine, knuddlige Frischlinge. Ich habe sie besucht, denn ich bin seit Weihnachten „Ernas“ Patin.
„Erna“ ist zugleich ein Synonym für alle, die in der Region Freude und Frieden, statt Nato und Notstand wollen.
Deshalb protestiere ich hier auch für „Erna“. Ich mag sie als rotborstiges Schwein. Und gerade deshalb lehne ich Schweinereien a la Struck ab.

2. Bischofferode

Das Lug und Trug im Spiel ist, wissen wir alle. Ich erinnere mich an den Kampf der Kali-Kumpel in Bischofferode. Sie wurden verraten und verkauft.
Nun droht der Prignitz-Ruppiner Heide dasselbe. Das Bombodrom soll ihr angehängt werden. Und so droht die Region ein Abhängsel des Bombodroms zu werden.
Das wollen wir nicht.

3. Militarisierung

Die regionalen Belange sind groß genug. Aber es geht um viel mehr. Das Bombodrom soll reaktiviert werden, damit die Bundeswehr schnell und weltweit agieren kann. Das ist die offizielle und unverhohlene Begründung.
Ich bin grundsätzlich gegen eine weitere Militarisierung der Politik. Und ich bin allemal dagegen, dass dies auf Kosten des Ostens geschieht.

4. Kasernen-Gewinn

Ich weiß, dass es Bürgermeister gibt, die Notrechnungen anstellen.
Sie rechnen, wie viele Soldaten in ihre Stadt kommen könnten. Und sie rechnen, wie viel Geld sie mitbringen würden und ausgeben werden.
Das ist keine Milchmädchen-Rechnung, es ist eine Rechnung mit dem Krieg, ein Pakt mit dem Teufel.
Und deshalb möchte ich daran erinnern: Kriege kennt Sieger. Wirkliche Gewinner aber gibt es nicht. Unterm Strich verlieren wir alle.
Deshalb ist es höchst gefährlich, das Bombodrom als Zukunfts-Potential zu verkaufen. Das Gegenteil ist der Fall.

5. Bomber-Markt

Zudem schließe ich jede Wette ab: Über kurz oder lang werden alle Hemmnisse fallen. Das Areal wird - einmal eröffnet - vermarktet werden.
Für einen Obulus - Euro oder Dollar - werden hier Bomber anderer Staaten üben.
Vielleicht reicht auch das schöne deutsche Wort „Verpflichtung“: gegenüber der Nato oder einer EU-Interventions-Armee.
Ich kann mich an bessere Worte erinnern. Eines heißt „Friedenspflicht“. Das Bombodrom hat damit nichts zu tun.

6. Parteien

Wir werden selbstverständlich auch im Bundestag gegen das Bombodrom sein. Aber die PDS im Bundestag, also Gesine Lötzsch und ich, wir sind nur zwei.
Im Wort steht vor allem Rot-Grün. Ich teile ja die Losung „Struck braucht Druck!“ Aber wir sollten damit die SPD insgesamt und die Grünen nicht aus der Haftung entlassen - nicht im Bund, nicht im Land, nicht Christian Ströbele, nicht Mathias Platzek und auch nicht Manfred Stolpe, der als Ost Minister einen Eid schwor, Schaden vom Land abzuwenden.
 

Neuruppin, den 12. Juli 2003

 

 

12.7.2003
www.petra-pau.de

 

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