43646 - das war die Nummer des Buchenwaldhäftlings Emil Grigorewitsch. Am 70. Jahrestag der Errichtung des Konzentrationslagers Buchenwald steht der Ukrainer in seiner gestreiften Häftlingskleidung auf dem früheren Appellplatz des Lagers. Ich habe den Anzug seit der Befreiung, seit 1945 nicht mehr gewaschen, erzählt Grigorewitsch. Der ehemalige Häftling ist nach Deutschland gekommen, um als einer der wenigen noch Lebenden Zeugnis abzulegen.
Neben Grigorewitsch sind weitere 44 ehemalige Häftlinge angereist, aus Belgien, Estland und Frankreich, Deutschland, Israel und Kroatien, Norwegen, Polen und Russland. Mit ihrer Anwesenheit ehren sie die Menschen, die der Willkürherrschaft der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. Von 1937 bis 1945 waren in Buchenwald 250 000 Menschen inhaftiert, von denen über 56 000 ums Leben kamen. Wir leben in einer Zeit des regelmäßigen Abschiednehmens, sagt der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau Dora, Volkhard Knigge, der sich um das Vermächtnis der Opfer sorgt.
Rassismus und Fremdenhass, Nationalismus und Antisemitismus sind noch immer aktuell, sagt auch der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, und fordert das Engagement aller Demokraten. Stephan J. Kramer, der Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, formuliert es noch schärfer. "Extremismus hat seinen Nährboden, wo Politik versagt hat", sagt Kramer und bekundet sein Entsetzen darüber, dass auf deutschen Schulhöfen das Wort Jude inzwischen ein allgemeines Schimpfwort sei. Für den ehemaligen Häftling Ottomar Rothmann, der als politischer Häftling von 1943 bis 1945 in Buchenwald inhaftiert war, ist das unerträglich. Wir Buchenwaldhäftlinge haben uns nach der Befreiung über alle Grenzen hin geschworen: Der Aufbau einer neuen Welt, der Freiheit und des Friedens ist unser Ziel, sagt Rothmann.
15. Juli 2007
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