Überall in Deutschland wird am 27. Januar in vielfältiger Art der Opfer
des Nationalsozialismus gedacht. Auch wir haben uns hier versammelt, um
uns zu erinnern, um Verantwortung für die Gegenwart und für die Zukunft
zu übernehmen. Wir tun dies an einem Ort, an dem 1.400 Kinder, Frauen
und Männer, die Zwangsarbeit im Deutschen Reich leisten mussten, ihre
letzte Ruhestätte fanden.
Wir verneigen uns vor den Toten. Wir schließen die Überlebenden und ihre
Vertreter, wie Frau Rotkiewicz und Herrn Pedak, in unsere Arme. Wir
versprechen uns und der Welt an einem solchen Tage einmal mehr, dass wir
alles tun wollen, das geschehene Unrecht wieder gutzumachen und Leid zu
lindern. Vor allem versprechen wir uns und der Welt, alles zu tun, damit
sich die Barbarei nicht wiederholt.
Überall in Berlin waren in der Zeit des Nationalsozialismus
Zwangsarbeiter im Einsatz. Es waren Menschen aus über 20 Nationen und
von Gruppen, die in Deutschland ausgegrenzt und verfolgt wurden. Unter
oft unmenschlichen Bedingungen wurden sie ausgebeutet, missbraucht,
geschunden. Viele bezahlten den Einsatz mit dem Tod. Gedenktafeln in
zahlreichen Berliner Bezirken erinnern heute daran, bewahren das
Gedenken an das Leid, das den Zwangsarbeitern zugefügt wurde.
Die Gründung der Stiftung ,Erinnerung, Verantwortung und Zukunft' war
ein Impuls, der nicht nur den Betroffenen in vielen Ländern die Hoffnung
gab, dass ihnen nun Gerechtigkeit widerfahren würde, es war auch ein
Impuls, der ganz im Sinne der Stiftung dazu führte, dass sich viele
erstmals im eigenen lokalen Umfeld mit diesem Unrecht beschäftigten.
Hier in Marzahn-Hellersdorf beispielsweise nahmen sich die
Bezirksverordneten dieses Themas an, die Bezirksgeschichte, die
Heimatgeschichte wurde aufgearbeitet. Der Heimatverein Marzahn-Hellersdorf und der Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis begannen mit vielfältigen Initiativen, sich für die Schaffung eines Denkmals zu engagieren.
Sie trugen diesen Gedanken in den Bezirk, schufen einen Rahmen für das
gemeinsame Erinnern und die Auseinandersetzung mit der eigenen
Verantwortung für eine humane Zukunft. Das, was die beiden Vereine
erreichten, ist ein Gemeinschaftswerk. Es steht für bürgerschaftliches
Engagement ebenso wie dafür, Verantwortung für das Gestern, das Heute
und das Morgen zu übernehmen. 68 Bürgerinnen und Bürger, Betriebe,
Institutionen und Einrichtungen haben sich mit ihrer Spende am Denkmal
für die Zwangsarbeiter, welches wir heute enthüllen wollen, beteiligt.
Mit dem Werk von Michael Klein wird nicht nur jenen, die hier beigesetzt
wurden, ein Denkmal gesetzt, wir weihen heute am Gedenktag der Opfer des
Nationalsozialismus zugleich ein Mahnmal ein, wir bekennen uns zu
unserer Verantwortung.
Dieser Ort hier in Marzahn spiegelt auf vielfältige Weise Jahre
leidvoller Geschichte wider. Auf diesem Friedhof sind russische und
deutsche Soldaten begraben, erinnert ein Gedenkstein an die Verfolgung
der Sinti und Roma, wird das Andenken an die Bombenopfer lebendig
gehalten und mit dem heutigen Tag findet die bleibende Erinnerung an die
Zwangsarbeiter hier einen würdigen Ort.
Ich wünsche mir, dass dies hier ein lebendiger Denkort sein wird. Ich
bin sicher, hier wird es zu Begegnungen kommen zwischen Angehörigen der
Zwangsarbeiter und zwischen Berlinerinnen und Berlinern, hier werden
junge Menschen nicht nur an Gedenktagen wie heute aus der Begegnung mit
der Vergangenheit für die Zukunft lernen.
Im Namen des Senats von Berlin und insbesondere des Regierenden
Bürgermeisters danke ich allen, die ihren Beitrag für dieses Denkmal
geleistet haben.
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