Mein Termin der Woche war am 25. September, 9:00 Uhr
Besuche von Schulklassen gehören zum parlamentarischen Alltag. Sie kommen aus allen Himmelsrichtungen der Bundesrepublik, besichtigen den Reichstag, wollen das eine oder andere wissen und entschwinden wieder in die spannende Großstadt.
Diesmal hatten sich 35 Jugendliche vom Bernstein-Gymnasium in Marzahn-Hellersdorf angemeldet. Sie waren neugierig, und als sie gegen 14 Uhr gingen, hatten wir viel mehr Zeit miteinander verbracht, als verabredet.
Selbst als ich ins Plenum musste, um an Debatten über den Irak oder die Ausbildungslage teilzunehmen, wollten sie dabei sein, wenigstens am Fernseher. Sie hätten mich verstanden, sagten sie nach meinen Reden. So ein Lob, von Jugendlichen, wiegt doppelt.
Sehr schnell entlarvten sie auch die Macken des Bundestag-Betriebes. Sie wollten nicht verstehen, wie man über 300 Seiten dicke Anträge sachkundig entscheiden könne, die den Abgeordneten erst 48 Stunden vorher zugestellt wurden. Und sie werden künftig sehr hellhörig sein, meinten sie, wenn der Kanzler zur Eile dränge. Sie fanden es auch undemokratisch, Parlamentarier auf Fraktions-Kurs zu trimmen, gegen deren Willen. Und sie staunten, dass sich Abgeordnete konkurrierender Parteien außerhalb des Plenarsaales wie richtige Menschen begrüßen, während sich dieselben Politiker vor laufenden Kameras wie Kampfhunde balgen.
Das alles wurde ihnen live geboten. Besser, sie wollten es sehen, hören, wissen. Und das war das Spannende an dem Besuch aus meinem Wahlkreis. Die Jugendlichen waren mitnichten politikverdrossen. Kurz danach bekam ich eine E-mail. Ich danken Ihnen, Frau Pau, dass Sie sich für uns soviel Zeit genommen haben. Dank zurück!
Am nächsten Sonntag öffnet Hans-Christian Ströbele von den Grünen seinen Kalender
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