Palast- und Schloss-Besichtigung

Impressionen von Rainer Brandt

Andrang zum Besuch des Palastes; Foto:Axel HildebrandtWenn Tausende nach 5-€-Karten fragen, um Einlass in ein Gebäude zu begehren, das seit Jahren tot gesagt wird, dann muss es sich um Grufties handeln. Oder es stimmt am verkündeten Tod etwas nicht. Vielen, die sich heute durch den asbestbereinigten Rohbau des Palastes führen ließen, war wohl eher nach Wiederbelebung zumute - von Erinnerungen und von Hoffnungen. „So war es!“, meint das Ossi. „Wieso war?“, fragt das Wessi.
 
 
der große Saal heute; Foto: Elke BrosowDie Führung führt über vier Etagen des einstigen Volkshauses, das von draußen ein Jammerbild bietet und drinnen einem leeren Fabrikgebäude gleicht. „Hier war einst der große Saal“, sagt die Führung und erzählt technische Details. Aber der wundersame Wandelsaal ruht nackt. Er lebt nur noch in der bunten Ahnung jener, die ihn kulturell und voll erlebt hatten. Statistiker hatten 20 Millionen gezählt. Nun gibt es „über 200 Ideen, wie sich der Rohbau nutzen lässt“, sagt die Führung. „Zwischennutzen“ heißt das neue Zauberwort.
 
 
Petra Pau und Amelie Deuflhard vom Verein Zwischen Palast Nutzung; Foto:Axel HildebrandtAmelie Deuflhard ist Sprecherin des Vereins „Zwischen Palast Nutzung“, einem Zusammenschluss verschiedener Berliner Kultureinrichtungen. Sie steht vor dem Gatter, das den Palast umzäunt und plaudert mit den Neugierigen. Petra Pau berichtet ihr von dem jüngsten Versuch der CDU/CSU-Fraktion im Bundstag, den Palast möglichst zu versiegeln, bis die Abrissrammen kommen. „Wir bleiben in Kontakt“, versprechen sich die Vereins-Frau und die PDS-Frau.
 
 
Palast-Besichtigung; Foto: Elke Brosow1993 wurde dann beschlossen, den Palast abzureißen“, sagt die Führung. „Wer hat 1993 den Abriss beschossen“, hakt ein Besucher nach. „Der Bundestag“, meint die Führung. „Nein“, korrigiert Petra Pau. Erst vor Jahresfrist, also 2002, hatte sich eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag für den Schlossbau entschieden. Aber auch das verlangt nicht zwingend, den Palast vollständig zu entsorgen. Viele Geführte nicken zustimmend.
 
 
Interview mit Elke Breitenbach (PDS-Parteivorstand); Foto:Axel Hildebrandt„Woran erinnern Sie sich?“, wollen die Medien-Menschen wissen und sie sind zahlreich erschienen. Der Palast der Republik ist noch immer ein Geschichtlein wert, jedenfalls ab und an, im Regionalen. Die Journalisten geben sich professionell, also interessiert unbeteiligt. Aber man spürt, wer bloß schnell hingeschickt wurde und wer mehr weiß oder fragt. Ob ich mit der Führung zufrieden sei, will eine Öffentlich-Rechtliche wissen. „Ja“, sage ich, „von Details abgesehen“.
 
 
Dom und Palast; Foto: Elke BrosowIm Info-Radio läuft ein Bericht über die Schaustelle Berlin, über den Palast der Republik, über den Andrang und die restlos verkauften Kartei. Drinnen dominieren Leere und riesige Stahlträger, nur noch ein paar Marmorstufen ließen den einstigen Prunk erahnen, erzählt der Reporter. Und ein Stummel im Foyer künde von der Glasblume, die dort früher stand. Da waren sie wieder, die kleinen Zeichen, die den Kenner vom Laien, zuweilen auch das Ossi vom Wessi unterscheiden. Die Glasblume hieß für wahr nämlich „gläserne Blume“ und galt als beliebter Treff für gemeinsame Palastbesuche.
 
 
Schlossbesichtigung mit Gesine Lötzsch und Petra Pau; Foto:Axel HildebrandtHeute gehört der Palast dem Bund. Ein Zaun schützt ihn vor Unbefugten und der Zaun ist hoheitlich. „Entfernen Sie sofort ihr Plakat“, forderte daher eine diensteifrige Hoheit, wahrscheinlich ein Bundeshausmeister, von dem PDS-Grüppchen. Es hatte die aktuelle Bundestagsrede von Petra Pau außen an den Maschendrahtzaun gebunden, zum Nachlesen für Wartende. Davor lud ein Extra-Pavillon zur Schlossbesichtigung - das Schloss war echt, keine Kopie.
 
 

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5.7.2003
www.petra-pau.de

 

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