Ich begrüße Sie zu Teil II der diesjährigen Roma-Day-Parade in Berlin,
nunmehr auf dem Pariser Platz.
Diesen Namen trägt der Platz übrigens seit dem Einzug preußischer
Truppen in die Französische Metropole anno 1814.
Vielleicht wäre das Anliegen des Roma-Day auf der anderen Seite des Brandenburger Tores besser ausgehoben.
Der Platz des 18. März erinnert nämlich an die bürgerlich-demokratische
Revolution von 1848, nicht nur in deutschen Landen.
Und mithin auch daran, dass Bürgerrechte und Demokratie
nie vom Himmel fallen, sondern immer schwer erkämpft werden mussten.
Und daran, dass Bürgerrechte und Demokratie immer wieder attackiert werden,
von Rechts, zu weilen auch von Staats wegen.
Das beginnt übrigens bei Artikel 1 Grundgesetz:
Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Wohl bemerkt aller Menschen, auch aller Sinti und Roma.
Die Fakten sprechen eine andere Sprache.
Die Gruppen bezogene Menschenfeindlichkeit nimmt zu,
ebenso die Akzeptanz von Gewalt als Politikersatz.
Gruppen bezogene Menschenfeindlichkeit ist mehr als Rassismus.
Aber Sinti und Roma sind europaweit Ziele von Gewalt,
verbal und real. Das nehmen wir nicht hin.
Wir erleben derzeit zwei Entwicklungen, wieder hierzulande und EU-weit:
Einen politischen Rechtstrend inmitten der Gesellschaften
und eine nationalistisch-bornierte Abkehr von der Europäischen Union.
Ich erinnere daran: Die Bildung der Europäischen Union war eine zentrale Antwort auf eine tödliche Zeit nationaler Borniertheit und rechter Dominanz.
So etwas setzt man - bei aller Kritik an der EU - nicht leichtfertig aufs Spiel.
Deshalb unterstütze ich die Losung des Roma-Day 2019: Roma für Europa!
Und ich wünsche mir zugleich ein Europa für Roma.
Aber es gibt auch Mutmacher. Im Oktober 2018 demonstrierten hier
unter Motto unteilbar 240.000 Bürgerinnen und Bürger,
gegen Ausgrenzung, für Solidarität. Das war beeindruckend.
Wir wissen aber auch: Der eigentliche Kampf findet im Alltag statt.
Dabei bin ich mit Ihnen und dazu möchte ich Sie ermutigen.
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