Die Demokratie ist in Gefahr
Erinnerung am Gleis 17
Rede von Petra Pau
Berlin, 18. Oktober 2017
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1. |
Meine Trauer gilt jenen, die durch den Holocaust ermordet wurden.
Mein Mitgefühl gilt jenen, die ihn überlebt haben.
Meine Hoffnung gilt all den Schülerinnen und Schülern,
die sich mit der Geschichte des &Gleis 17 befassen
und Jahr für Jahr an unserem Gedenken teilnehmen.
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2. |
Die tödliche Zeit des Faschismus ist Geschichte.
Aber deshalb ist die Gefahr nicht ein für allemal gebannt.
Wir erleben, wie Deutsch-Nationales erneut Zuspruch findet,
wie andere Kulturen und Religionen verfemt werden.
Dem ist zu wehren.
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3. |
Es beginnt mit Debatten über eine vermeintlich deutsche Leitkultur.
Es wird verstärkt durch üble Bestseller der Sarrazins & Co.
Es wird militant, wenn Menschen in Not angegriffen werden.
Es wird alarmierend, wenn all das parlamentarischen Zuspruch gewinnt.
Die Demokratie ist in Gefahr.
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4. |
Demokratie ist eine Errungenschaft,
um gesellschaftliche Vielfalt kulturvoll zu leben.
Rechtspopulismus ist ein Anspruch,
um bornierte Einfalt gegen andere durchzusetzen.
So begann es schon einmal.
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5. |
Eine Lehre aus der deutschen Geschichte besagt:
Die Nazis kamen 1933 nicht an die Macht,
weil die NSDAP so stark war,
sondern weil die Demokraten zu zerstritten waren.
Daran sei dringend erinnert.
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6. |
Und auch daran:
Der namhafte Schriftsteller Erich Kästner befand 1956 rückblickend:
Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät.
Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist.
Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf ...
Ich glaube nicht, dass uns aktuell ein neues 1933 droht.
Aber Nationalisten, Rassisten und Nazis wittern Morgenluft.
Dagegen ist jetzt unser aller Engagement gefragt, bevor es zu spät ist.
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