Trotz Aussetzer: Hartz IV bleibt ungerecht
Bundestag, 17. Juni 2005, Hartz IV - ALG I
Rede von Petra Pau
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1. |
Wir reden wieder einmal über Hartz IV. Diesmal sollen ältere Arbeitslose doch wieder länger Arbeitslosengeld I beziehen können, als ihnen ursprünglich zugestanden wurde.
Die PDS im Bundestag wird mit Ja stimmen, weil wir allem zustimmen, was Hartz IV entgiftet. Und sei es auch noch so wenig.
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2. |
Genauer betrachtet wird allerdings klar: Sie wollen das beschlossene Unrecht gegenüber älteren Erwerbslosen nicht wirklich korrigieren.
Sie wollen das beschlossene Unrecht lediglich für zwei Jahre aussetzen, um dann zum Hartz-Original zurückzukehren. Dafür wiederum bekommen Sie das Ja der PDS nicht.
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3. |
Bemerkenswert ist auch die Begründung: Ältere Erwerbslose fänden derzeit keine neue Arbeit, weil Hartz IV noch nicht greife.
Ich würde gern den Sozialdemokraten sehen, der das wirklich glaubt. Denn alle - landauf, landab - wissen es: Hartz IV schafft keine Arbeitsplätze, nicht für Jugendliche, nicht für Ältere, jetzt nicht und in zwei Jahren auch nicht. Deshalb muss die Bestrafung älterer Arbeitsloser generell beendet werden.
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4. |
Noch entlarvender sind die Mahnungen aus den Reihen der CDU/CSU. Der rot-grüne Vorstoß nehme Druck von den älteren Arbeitslosen, sich um Arbeit zu kümmern, außerdem koste er fünf Milliarden €.
Was im Umkehrschluss ja nur zeigt, wie viel den älteren Arbeitslosen mit Hartz IV genommen wurde. Und was zeigt, welches Bild bei der CDU/CSU weitergruselt - nämlich das von den faulen und teuren Arbeitslosen, allemal den älteren. Sie sollten sich schämen.
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5. |
Aber auch mit der Minikorrektur - die wir heute im Bundestag vornehmen und die dann im Bundesrat von der CDU/CSU kassiert werden wird - trotzdem bleibt Hartz IV ein unsoziales und ungerechtes Gesetz.
Die PDS fordert weiterhin: Heben sie die ALG II-Sätze in Ost und West einheitlich auf 420 € an. Und wir fordern: Korrigieren sie alles, was Altersarmut begünstigt oder was Kinder benachteiligt.
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6. |
Eigenartiger Weise höre ich Ähnliches zuweilen sogar bei der SPD, etwa von Wolfgang Thierse. Ich kann Rot-Grün daher nur dringend empfehlen:
Ändern sie Hartz IV jetzt und korrigieren sie gründlich. Das wäre ehrlich, denn noch haben sie die Mehrheit im Bundestag. Die beiden PDS-Stimmen im Bundestag hätten sie dann selbstverständlich obendrein.
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[download] Stenographischer Bericht, pdf-Datei
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