Wahr oder gelogen?

Von Petra Pau
Kolumne für www.pds2002.de

Ich weiß nicht, ob Sie „Mensching & Wenzel“ kennen. Sie singen nicht mehr zusammen, jedenfalls derzeit nicht. Aber es gibt CD's. Ich empfehle sie - als „Muss“ für linke Ohren.

Zu ihrer „Europa-Hymne“ gibt es im „Vorspiel“ eine Gebrauchsanleitung. Der Text, sagen beide, wurde bewusst ganz simpel gesetzt und für den Gesang bedarf es keines Musikstudiums. „Polizeischule reicht“.

Schließlich mündet alles in den schönen Merksatz: „In England gibt es Links-Verkehr, in Deutschland gibt es Rechts-Verkehr und überall Geschlechts-Verkehr und keiner weiß wieso.“

Das ZDF nimmt sich natürlich wichtiger. Doch ist das „Zweite“ im Morgenmagazin dran, dann heißt es schlicht: „Wahr oder gelogen“. Ein Quiz, bei dem es zwei Tassen zu gewinnen gibt, neuerdings blaue.

Vor Jahren wurde in Wetterberichten die „gefühlte Kälte“ eingeführt. Jüngst folgte zur allgemeinen Volksberuhigung der „gefühlte Teuro“. Nun gibt es sogar die „gefühlte Wahrheit“ - als politische Kategorie.

Denn genau auf diesem Niveau entfaltet sich der Wahlkampf zwischen CDU/CSU und SPD. Das füllt Talk-Shows und giert nach Quote. „Schröder lügt“, tönt es von rechts. „Stoiber betrügt“, hallt es aus der Mitte zurück.

Was aber ist wirklich wahr, was tatsächlich gelogen?

Beispiel 1:
Vor der 98er Wahl verhießen SPD und Bündnis 90/Die Grünen mehr Demokratie, gerade auch auf Bundesebene. Die PDS hat dafür eigene Anträge gestellt und ist damit gescheitert, auch an Rot-Grün. Das Dumme ist nur: Die Opposition zur Rechten, also CDU/CSU, steht ehrlich da. Sie hat nie mehr Mitbestimmung gewollt und wird sie auch künftig standhaft verhindern.

Beispiel 2:
„Das große Kapital muss wieder in die soziale Verantwortung.“ Das versprach die SPD vor ihrer Regierungszeit. Die PDS hat die Wiedereinführung der Vermögenssteuer gefordert und auch beantragt, das spekulierende Kapital zu besteuern. Vergebens. CDU und CSU haben indes nie in Aussicht gestellt, den gesellschaftlichen Reichtum gerechter zu verteilen. Man kann sie daher weder rückblickend, noch vorausschauend der Lüge zeihen.

Beispiel 3: Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass Rot-Grün die Bundeswehr an weltweiten Militäreinsätzen beteiligt. Gleichwohl fühlen sich viele Friedensbewegte getäuscht. Die PDS hat im Bundestag 18 mal Kriegseinsätze der Nato, noch dazu mit deutscher Beteiligung, abgelehnt. Die Opposition zur Rechten hingegen ist sich treu geblieben. „Wenn, dann richtig“, fordern CDU und CSU, weshalb der Militär-Etat endlich wachsen müsse.

„Welches Schweinerl hätten Sie gern“, hieß es bei einer Quiz-Sendung früherer Jahre. Ich finde: Wenn es um politische Wahlen geht, dann sollte Sie die Wahrheit nicht nur fühlen, sondern genauer hin hören. Wie bei der Europa-Hymne von „Mensching & Wenzel“.

Europa-Hymne [mp3; 2,25 MB]
 

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21.7.2002
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