Tafeln sind Spiegelbilder

Berlin, 9. September 2018, „25 Jahre Berliner Tafel“
Grußwort von Petra Pau

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Anrede,

ich spreche zu ihnen als Verfassungsschützerin.
Nein, ich meine nicht die gleichnamigen Ämter, sondern jene Bürgerinnen und Bürger, denen das Grundgesetz am Herzen liegt.

Das beginnt bei Artikel 1:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Wohl bemerkt: aller Menschen, nicht der Schönen und Reichen, und nicht nur Deutschen und Weißen.

Die Würde des Menschen braucht allerdings eine soziale Basis.
„Hartz IV“, 1-Euro-Jobs und Armutsrenten gehören nicht dazu.
Deshalb lehne ich sie ab, sie verarmen und entwürdigen.

Vor über 25 Jahren wurde die Berliner Tafel gegründet, inzwischen sind es bundesweit rund 200 Tafeln.
Sie helfen, überwiegend ehrenamtlich, Menschen in Not.
Und es werden immer mehr.
Das ist schlimm.

Die Helferinnen und Helfer der Tafeln bieten Bedürftigen Lebensmittel an, die anderen Orts überschüssig sind.
Sie geben Bedürftigen das Gefühl, nicht vergessen zu sein.
Sie begegnen staatlicher Kälte mit warmen Herzen, mit Laib und Seele.Das verdient großen Respekt, nicht nur zu runden Daten, wie diesem.

Und so bin ich gelegentlich auch bei der Missionsgemeinde Marzahn, eine selbständige Evangelisch-Lutherische Gemeinde.
Zumal ich dort schon an der Eingangstür begrüßt werde.
Dort steht nämlich: „Alle Sünder willkommen!“

Sie engagiert sich für die Aktion „Laib und Seele“, und auch sie hat Probleme, neue Bedürftige anzunehmen, egal, ob durch „Hartz IV“ oder nach dem Asylbewerber-Leistungsgesetz.
Polemisch könnte ich fragen: Wie kann das sein?
Denn offiziell geht es Deutschland doch so gut, wie noch nie?

Die Tafeln sind Spiegelbilder der Gesellschaft und sie zeigen etwas anderes.
Sie spiegeln grassierende Armut und sie bündeln solidarisches Engagement.

Und so verbinde ich meinen Dank an sie mit der Zusage:
Ich werde weiter für eine Politik streiten, die den Namen Sozial-Politik verdient.
 
 

 

 

9.9.2018
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