Umwelt und Verkehr

Sehr geehrte Frau Pau

Ich bin zwar nur ein einfacher LKW-Fahrer, aber auch ich mache mir meine Gedanken in einsamen Nächten auf der Fahrt von a nach b. Dieses Gerede über Umweltbelastungen kann ich nicht mehr hören, zumal die Gesetze diese ad absurdum führen.

Beispiel: Öffentliche Verkehrsmittel. Bahn, Straßenbahn usw. fahren mit Strom. Wo kommt dieser her? Auch aus Kohlekraftwerken u. ä., also auch umweltschädlich. Die Bahn (und andere) fordern, den Güterverkehr auf die Schiene. Wo soll die Bahn diese Kapazitäten herholen, täglich 100000de Tonnen Fracht auf die Schiene zu stellen.

Selbst wenn das gelingt, wären die Schienenstränge komplett überlastet. Wo bleibt dann der Personennah- und Fernverkehr? Warum setzt denn die bahn nicht ihre eigenen Lkw`s auf die Bahn und lässt sie stattdessen auf der Straße fahren?

In Österreich haben Messungen ergeben, dass beim Feinstaub nur 12,8% von Kraftfahrzeugen stammt und der Rest vom Hausbrand.

Nach meiner Meinung ist das Ganze nur Abzocke seitens der Politiker und Konzerne. Wenn unsere Politiker die Bodenhaftung zur Basis verlieren, ist Politikplaning (statt aquaplaning) angesagt. Sie (die Politiker) haben zwar alle studiert, aber der Sinn für das Wesentliche fehlt.

Die Politiker müssten nicht nach ihrer Abstammung, Freundeskreis usw. ausgewählt werden, sondern nach ihrem Fachwissen. Dabei dürfte nur die Erfahrung und nicht die oben beschriebene Kriterien gelten.

Ich weiß, wie dumm ich bin. Hoffentlich wissen die Politiker wie schlau sie sind.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Schülbe
Bayern
24. Februar 2008

Sehr geehrter Wolfgang Schülbe,

gestatten Sie mir eine Vorbemerkung zu Ihrem Berufsstand. Zuweilen ärgern mich die Brummi-Fahrer heftig, allemal, wenn sie auf Autobahnen ein internes Rennen veranstalten, ohne Rücksicht auf den Rest der fahrenden Welt. Zugleich habe ich großen Respekt vor ihrer Arbeit. Sie ist entbehrungsreich, oft schlecht bezahlt, sie wird selten beachtet und zugleich würde sich alle Welt wundern, wenn sie ausfallen würde. Dafür haben auch Sie meine Hochachtung.

Nun zu Ihrer Frage, die eigentlich zwei Fragen sind. Namhafte und seriöse Wissenschaftler mahnen seit langem glaubhaft, dass uns eine Klima-Katastrophe droht. Die Auswirkungen wären verheerend. Wenn man das ernst nimmt - und ich tue es - dann hilft es wenig, den einen Verkehrsträger gut und den anderen schlecht zu reden. Wir müssen dann alle umdenken. Und was die Umwelt-Bilanz betrifft, so gilt seit langem: Die Binnenschifffahrt ist günstiger als der Schienenverkehr, die Bahn ist umweltfreundlicher als der Lkw und das Flugzeug ist im Vergleich zu allen anderen der Klima-Killer Nummer 1.

Ihre zweite Frage betrifft das Wahlsystem. Sie wünschen sich Abgeordnete mit mehr Fachwissen. Das ist sehr verständlich und ich mühe mich immer, bei meinen Themen - Demokratie und Bürgerrechte - ständig dazu zu lernen. Aber egal um welches Gebiet es geht: Wer Abgeordneter wird, das entscheiden Sie, die Wählerinnen und Wähler. Richtig ist: Ich habe studiert, zwei Mal. Aber beide Studien werden nicht anerkannt, nur weil sie den Stempel "DDR" tragen. Das gehört zu meinen Erfahrungen. Aber viel prägnanter finde ich: In der Fraktion DIE LINKE gibt es studierte Juristen ebenso, wie gebeutelte „Hartz-IV“-Empfänger.

Für mich ist daher nicht entscheidend, ob jemand studiert hat oder nicht. Mich ärgert, dass 2/3 aller Bürgerinnen und Bürger gegen Kriegseinsätze der Bundeswehr sind und zugleich 2/3 im Bundestag dafür. Ich finde es verquer, wenn 2/3 der Gesellschaft gegen die so genannte Gesundheitsreform sind und 2/3 im Bundestag dafür. Und ich finde es absurd, wenn eine klare Mehrheit in der Gesellschaft gegen die „Agenda 2010“ von Ex-Kanzler Schröder ist, im Bundestag ihr aber Dreiviertel zugestimmt haben und sie weiter umsetzt.

Mit solidarischen Grüßen

Petra Pau
z. Zt. Israel, Jerusalem
25. Februar 2008

 

 

25.2.2008
www.petra-pau.de

 

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