Urne mit der Asche Herbert Marcuses in Berlin beigesetzt

Berlin (dpa) - Die Urne mit der Asche des Philosophen Herbert Marcuse ist fast 25 Jahre nach seinem Tod am Freitag in Berlin beigesetzt worden. An der Feier auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte nahmen aus den USA kommend Sohn Peter und Enkel Harold mit ihren Familien teil. Der Berliner Senat, vertreten durch Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS), hatte Marcuse eine Ehrengrabstätte neben den Gräbern der Philosophen Johann Gottlieb Fichte und Georg Wilhelm Friedrich Hegel zuerkannt.

Der 1898 in Berlin geborene Marcuse war ein Vordenker der internationalen Studentenbewegung der 60er und 70er Jahre. Bekannt wurde er mit dem Buch „Der eindimensionale Mensch“ und seiner Formel von der „großen Verweigerung“, die sich gegen die kapitalistische Produktions- und Lebensweise richtete. An diese Utopie knüpfte Sohn Peter an, als er an der kleinen, mit Steinplatten eingefassten Grabstätte Herbert Marcuses Credo erwähnte: „Simply weitermachen“. Die Thesen seines Vaters seien nach wie vor aktuell.

Eigentlich sollte die Beisetzung im engen Familienkreis stattfinden, aber dann kamen doch rund 100 Freunde und Neugierige zu dem alten Friedhof im Herzen Berlins, unter ihnen die amerikanische Bürgerrechtskämpferin Angela Davis und die PDS-Bundestagsabgeordnete Petra Pau. Wie schon beim Ehrensymposium am Tag zuvor in der Freien Universität Berlin (FU) war die Stimmung eine Mischung aus Andacht und Fröhlichkeit. Selbst Peter und Harold Marcuse waren sommerlich leger gekleidet. Abschließend wurde gemeinsam ein Kaddisch gesprochen, ein jüdisches Gebet.

Die Geschichte der Urne hat Enkel Harold, Historiker an der Universität von Kalifornien, im Internet ausgebreitet. Sie war von der Familie in einem Friedhof in New Haven (Connecticut/USA) in der Nähe von Sohn Peters Wohnort schlicht vergessen worden. 2002 wandte sich Harold, „solange noch eine rot-rote Regierung in Berlin herrscht“, mit dem Vorschlag an den Senat, Marcuses Asche in Berlin zu beerdigen. An der FU hatte er in den 60er Jahre eine Gastprofessur inne. Der Senat war sofort einverstanden.

dpa un yybb gw, 181335 Jul 03
 

 

 

18.7.2003
www.petra-pau.de

 

Seitenanfang

 

Termine

 

Lesbares

 

Startseite